Logbuch #27 – Carretera Austral: Cayhaique -> Rio Tranquilo

Logbuch #27 – Carretera Austral: Cayhaique -> Rio Tranquilo

Nachdem ich mich vom Campingplatz und den Leuten dort verabschiedet hatte, ging es für mich ab Coyhaique weiter auf die Carretera Austral. Der Himmel strahlend blau, die Sicht weit – schon die ersten Kilometer waren beeindruckend.

Nach kurzer Zeit hielt ich an einem kleinen Foodtruck, in dem drei große, holzbefeuerte Öfen liefen. Dort gab es frisch gebackene Empanadas und Pastel de Choclo – und wie so oft entwickelte sich ein richtig gutes Gespräch mit dem Besitzer und den Gästen. Sobald ich irgendwo anhalte, werde ich gefragt, wo ich herkomme und wohin ich fahre. Und jedes Mal merke ich wieder: Die Leute sind beeindruckt von der Länge meiner Tour und den vielen Kilometern, die ich herunterreiße. Das vergesse ich selbst manchmal fast.

Wenig später kam ich nach Villa Cerro Castillo – und dieser Abschnitt war einfach nur überwältigend. Der Pass, die Serpentinen hinunter, die scharfkantigen Berge mit ihren Gletschern, die grünen Felder, die Blumen am Straßenrand, das klare Wetter – alles zusammen war fast schon surreal schön. Ich habe unzählige Male angehalten, Fotos gemacht, die Drohne fliegen lassen. So viel Schönheit auf einmal muss man einfach einsaugen.

Hinter Villa Cerro Castillo begann wieder ein längeres Stück Schotterpiste. Ich dachte: „Okay, ein paar Kilometer Dirt Road gehen klar.“ Am Ende waren es allerdings über 100 Kilometer. Die Abendsonne tauchte die Landschaft in warmes Licht, aber der Staub war irgendwann wirklich heftig. Ich musste an die Radfahrer denken, sie haben kein Visier, hardcore. Umso erleichterter war ich, als ich endlich in Río Tranquilo ankam. Die Sonne stand schon tief, und leichter Nebel kroch über den Lago General Carrera – ein wunderschöner Anblick zum Tagesabschluss.

Kaum war ich im Ort, wurde ich direkt angesprochen – von meinem Namensvetter, allerdings geschrieben J-A-E-N. Er betreibt zusammen mit seinem Bruder die Bootstouren-Agentur Excursiones Tricahue mit Touren zu den Marmorhöhlen. Wir quatschten lange, auch weil er selbst Motorradfahrer ist. Am Ende war klar: Am nächsten Morgen fahre ich mit seinem Boot raus.

Er empfahl mir noch ein Restaurant und den Campingplatz Bellavista. Ich ging erst etwas essen und stand dann gegen halb zehn auf zum Campingplatz – da war es schon dunkel. Schließlich nahm ich ein Zimmer. Lustiger Zufall: Luis, der mich dort empfing, erzählte mir, dass die Tour am nächsten Morgen mit seinem Bruder Nico sei. Kleiner Ort, hier kennt man sich.

So ging ich mit einem guten Gefühl ins Bett – nach einem Tag, der landschaftlich und menschlich einfach nur grandios war.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert