Logbuch #17 – Andenregenwald

Logbuch #17 – Andenregenwald

📍Santa Teresa → 📍Kiteni → 📍Kimbiri → 📍Ayacucho → 📍Huancayo → 📍San Mateo → 📍Lima

Nach dem Frühstück in Santa Teresa hieß es erstmal warten: Die Straße war wegen Bauarbeiten bis Mittag gesperrt. Gegen Mittag öffnete sich die Strecke endlich, und ich fuhr los – erst nach Quillabamba, dann den restlichen Tag durch den dichten Anden-Regenwald. Die letzte Stunde legte ich bei völliger Dunkelheit zurück, immer mit einem neugierigen Motorradfahrer direkt hinter mir. In Kiteni stellte sich dann heraus: Er wollte einfach nur wissen, was das für ein Motorrad ist – und ein Foto mit mir machen.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Kimbiri. Wieder schwüle Hitze, kaputte Straßen, Kakao- und Kaffeeplantagen – ein anstrengender, aber wunderschöner Fahrtag. Abends in Kimbiri angekommen, checkte ich im Hotel ein, ging noch schnell zum Friseur (wo ich fast auf dem Stuhl einschlief), und gönnte mir ein Lomo Saltado mit Blick auf den Fluss.

Nachdem ich die Stadt verlassen hatte, kam schnell wieder viel Grün. Nach einiger Zeit entdeckte ich ein Café am Straßenrand. Die Familie sortierte gerade Kaffeebohnen, und die Söhne erklärten mir die verschiedenen Qualitäten. Für mich gab es frischen Kaffee und ein Kaffeeeis. Die nächste Etappe brachte mich nach Ayacucho. Kurz vor der Stadt erwischte mich ein Gewitter mit Hagel, das sogar ein Fußballspiel unterbrach. Unter einem Vordach wartete ich das Unwetter ab, bevor ich am Nachmittag endlich ankam. Mein Motorrad parkte ich ungewöhnlicherweise im Frühstückssaal des Hotels – über die Stufen, durchs Foyer, direkt zwischen den Tischen. Am Abend erlebte ich die Stadt bei Feuerwerk und Frühlingsfesten, probierte Anticuchos und beschloss spontan, zwei Nächte zu bleiben. So hatte ich auch Zeit, Videos zu schneiden und mal wieder zu telefonieren. Der Zeitunterschied von sieben Stunden ist allerdings ziemlich ungünstig – wenn ich abends ankomme, ist in Deutschland meist schon das Licht aus. Dafür konnte ich die Stadt am nächsten Tag in Ruhe bei Tageslicht erkunden.

Von Ayacucho aus ging es weiter Richtung Huancayo. Doch auch dort verzögerte sich die Abfahrt: Handyprobleme und ein Besuch in der Werkstatt kosteten mich Zeit, sodass ich erst am Nachmittag loskam und nur 50 Kilometer bis nach Huanta schaffte. Erst am nächsten Tag erreichte ich einen Vorort von Huancayo. Nach einem unerwarteten Frühstück in der Küche meines Hostals und einem schönen Gespräch mit den Eigentümerinnen führte mich die Route durch den Cañón de Ucchco und den Nationalpark mit unzähligen Wasserfällen und Lagunen. Die Landschaft war atemberaubend, doch wieder zogen Gewitterwolken auf. Zum Glück konnte ich knapp dahinterbleiben.

Als die Sonne unterging, stand ich auf knapp 5.000 Metern Höhe – und musste noch bei Regen, Hagel und Dunkelheit 35 Kilometer über Schotter und Serpentinen abwärts fahren. Zwei harte Stunden später kam ich endlich in San Mateo an, völlig erschöpft.

Die letzte Etappe führte mich von 3.200 Metern Höhe hinunter nach Lima. Doch die entspannte Bergabfahrt endete in purer Hektik: dichter, chaotischer Stadtverkehr, hupende Autos, enges Gedränge. So erreichte ich nach einer Woche endlich Lima.

Es waren „nur“ 150 bis 250 Kilometer pro Tag, aber die Kombination aus kaputten Straßen, Regenwaldhitze, langen Fahrtzeiten und Höhe hat mich enorm gefordert. Am Ende war es weniger die Distanz, sondern die Intensität jeder einzelnen Etappe, die mich an meine Grenzen brachte.


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