Logbuch #10 – Salta

Logbuch #10 – Salta

📍 Salta, La Linda – Salta, die Schöne

Salta ist für mich eine absolute Highlight-Stadt. Tagsüber wirkt das Zentrum fast ruhig – bis man genauer hinschaut. Die koloniale Architektur ist wunderschön, die Gebäude sind oft beeindruckend gut erhalten, und es gibt tolle Museen, viele davon sogar kostenlos zugänglich.

Dienstagnachmittag angekommen, erstmal sortieren, mein Vermieter Luis hat mir sehr viele Empfehlungen geschickt. Ich entschied mich aber erstmal für eine Bestellung beim Argentinischen Lieferando – pedidosya und eine Glas lokalen Wein vom kleinen Shop nebenan.

Am nächsten Morgen gings zu Fuss durch die Stadt, entlang einer großen Hauptstraße die gesäumt ist von großen Bäumen mit schönen, lila Blüten. Diesen Baum und seine Blüte habe ich hier nun oft gesehen, warum blüht er im Winter? Naja in Salta wird nie so richtig kalt.

Zum Abend fuhr ich mit der Seilbahn (Teleférico) hoch auf den Cerro San Bernardo. Zwar war es etwas bewölkt, aber der Blick über die Stadt und Richtung Berge war großartig. Die Rückfahrt am Abend war noch schöner – im Dunkeln, mit dem Lichtermeer von Salta unter mir und dem hell erleuchteten Stadion im Blick. Am Ausgang fragte ich zwei Jungs, wann das nächste Spiel sei. „Freitag.“ – ein guter Grund, länger zu bleiben.

Danach zog es mich zum Zentralmarkt. Eigentlich wollte ich nur schauen, vielleicht etwas essen. Zunächst wirkte es unspektakulär: ein paar Läden, mehr Imbissstände. Dann eine Reihe von Elektronikläden, wo ich ein Ladekabel kaufte und mein Handy gleich ein Stück aufladen konnte.

Rund um den Markt herrschte geschäftiges Treiben: volle Straßen, Straßenhändler, endlos tiefe Arkaden mit winzigen Läden – vier bis acht Quadratmeter groß, bis unter die Decke vollgestopft mit Waren. Klamotten, Elektronik, Markenartikel (oder das, was danach aussah). Ein paar Straßen weiter dann wieder Großstadt pur: McDonald’s neben Adidas-Store. Dieser Kontrast macht Salta unglaublich spannend.

Am Donnerstag verbrachte ich den Vormittag am PC, veröffentlichte mein YouTube-Video „Puerto Madryn bis Mendoza“ und telefonierte mit Familie und Freunden.

Am Nachmittag nahm ich ein Taxi in die Stadt. Mein Fahrer war Bolivianer, und so entwickelte sich ein spannender Austausch über sein Heimatland – ein Land, das bald auch auf meiner Route liegt.

Zum Abendessen ging es ins bekannte Restaurant Doña Salta, wo klassische nordargentinische Küche serviert wird: eine kräftige Linsensuppe in Steingut, natürlich Empanadas und ein Viertel Hauswein. 

Dann hatte ich noch Lust etwas Wein zu probieren und bin in die Atacava Wine Bar. Dort bekam ich eine Prepaid Karte und konnte aus gut 20 Weinen wählen. Karte vor das Lesegerät halten, Wein auswählen, 25ml, 75ml oder Viertel und dann wurde ins Glas gezapft und der Betrag von der Karte abgerechnet. So konnte ich nochmal die Lokalen und andere Argentinische Weine probieren – immer zu 25ml. Beratung und Wasser gab es dazu umsonst. Gute Bar, gutes Erlebnis.

Am Freitagmittag suchte ich in einem Mopedschop nach einem Ölfilter – Fehlanzeige. Direkt nebenan entdeckte ich das kleine Restaurant La Coya, spezialisiert auf Empanadas. Anfangs war ich sprachlich noch etwas holprig, mein Kaltstart ist immer so, doch kurz darauf war ich im Gespräch mit der Familie. Am Ende kannte sie meine Geschichte, und ich hatte sechs leckere Empanadas.

Besonders blieb die Unterhaltung mit dem Vater hängen: Sein Sohn war mit einem alten VW-Bus von Ushuaia bis Alaska gefahren. Drei Motoren hatte der Bus auf der Strecke verschlissen – und wer zahlte? Natürlich der Vater.

Zum Abend ging es ins Stadion. Im Taxi lernte ich Javier kennen, natürlich Fan von Gimnasia y Tiro de Salta. Er zeigte mir direkt Bilder von sich und seinem Sohn in Trikots auf der Tribüne und meinte: „Alleine musst du nicht gehen.“ Wir tauschten Nummern und trafen uns später vor dem Stadion.

Mein Ticket kaufte ich an einem kleinen Fenster in der Stadionmauer – der boletería. Vor dem Spiel war die Stimmung aufgeladen: Pauken, Gesänge, Polizei zu Pferd, volle Straßen, das ein oder andere Bier. Im Stadion Cola statt Bier, dafür roch man die ein oder andere Sportzigarette. Auch wenn das Stadion nicht voll war, eine gigantische Stimmung: Posaunen, Trommeln, die ganze Tribüne hüpfte, bis der Beton bebte. Salta gewann 1:0 – Javier hatte schon angekündigt, dass die Freitagsspiele die besten sind. Qué emoción!

Die Nacht war lang – nach dem Spiel gab’s noch eine Bratwurst am Stadion und einen Abstecher ins Kneipenviertel. Ich folgte Javiers Empfehlung, in der Temple Bar, die ich schon aus Buenos Aires kannte, ergatterte ich einen Stehtisch, bekam eine Schüssel Popcorn dazu und probierte mich durch drei Biere. Dann mit dem Uber zurück – wieder einen Kilometer entfernt abgesetzt. Inzwischen kannte ich den Weg.

Der Samstag begann ruhig: Bilder und Videos sortieren, an der Webseite arbeiten und Mails schreiben – an die Werkstatt in Chile wegen Reifen und Ölwechsel, an meine Auslandskrankenversicherung zur Verlängerung bis Jahresende und an meine argentinische Motorrad-Haftpflicht für drei weitere Monate.

Am Nachmittag fuhr ich ins Zentrum ins Museo de Arqueología de Alta Montaña. Dort sind drei Inka-Mumien ausgestellt, die auf einem nahen 6000er gefunden wurden – mitsamt Kleidung und Schmuck in perfektem Zustand. Eine eindrucksvolle, aber auch bedrückende Ausstellung über die Rituale der Inka.

Später ging es erneut zum Mercado Central. Auf der Suche nach einer GoPro-Verlängerung wurde ich nicht fündig, deckte mich aber an einem Gewürzstand mit Coca-Blättern und Bonbons gegen die Höhenkrankheit ein. Die Stadt war brechend voll, lange Schlangen vor den Spielzeugläden – am Sonntag war Día del Niño, der Kindertag.

Zum Abschluss empfahl mir mein Vermieter Luis das Restaurant La Salteñería. Ich bestellte (viel zu viel): 2 Empanadas, 2 Potosinas (bolivianische Teigtaschen mit Huhn und Ei), 2 Tamales (Maismasse mit Bohnen und Hackfleisch) und eine Humita dulce (süße Maismasse mit Käse). Dazu eine Dose Salta Negra. Ein Festmahl – und ein würdiger Abschluss meiner Tage in la linda.


Am Sonntagmorgen wollte ich eigentlich weiterfahren. Doch schon nach 100 Metern knallte es im Antriebsstrang – die Kette hatte sich ungleichmäßig gelängt. Nachgestellt war sie zwar, lief aber nicht mehr sauber im Kettenrad. Weiterfahren? Keine Option.

Mein Vermieter Luis, der eigentlich eine Anschlussbuchung hatte, stornierte diese kurzerhand für mich – wieder einmal unglaublich hilfsbereit. Also verlängerte ich meinen Aufenthalt um zwei Tage.

Am Montag begann die Ersatzteilsuche. Der Mopedschrauber um die Ecke hatte zwar eine Kette, allerdings zu lang. Luis hatte schon am Sonntag zig Läden herausgesucht, also machte ich mich mit einer Liste auf den Weg. In einem Laden voller Getriebe-Teile schickte man mich schließlich zur Avenida Jujuy – der „Straße der Mopeds“.

Mit lautem Knallen im Antrieb rumpelte ich weiter. Im nächsten Shop gab es zwar eine passende Kette, aber weder Ritzel noch Kettenrad. Schließlich fand ich eine Werkstatt, die die neue Kette sofort montierte: 90.000 Pesos (ca. 63 €) für die Kette, 15.000 Pesos (ca. 10 €) für den Einbau. Natürlich gab’s noch Trinkgeld. Damit war die Maschine wieder fit für die Weiterreise.


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