Lost in 📍Puerto Madryn – Irgendwie komme ich hier nicht weg.
Nach gut vier Wochen habe ich meine MT endlich zurückbekommen. Ich bin rund 250 km um Puerto Madryn gefahren, war zweimal zur Kontrolle in der Werkstatt, geplant. Das letzte Mal am Mittwochmorgen, bevor ich endlich los bin: Richtung Süden, hinein ins ungewisse Spätherbst-Wetter.
Das Gepäck saß okay – ein bisschen höher als gewünscht, aber passt schon. Zusätzlich hatte ich ein paar Lebensmittel dabei, vielleicht für ein Abendessen unterm Sternenhimmel, irgendwo fernab der Städte.
Und fernab ist die Fahrt dann auch geendet.
Etwa 280 km hinter Puerto Madryn, auf halber Strecke zwischen Trelew und Comodoro Rivadavia – letzteres wäre mein Ziel für den Tag gewesen, falls ich ein Hotel genommen hätte. Eigentlich aber hatte ich den ganzen Tag schon nach einem ruhigen Spot zum Zelten entlang der Ruta 3 Ausschau gehalten.
Fünf Kilometer vor dem Rasthof Garayalde verlor ich plötzlich Motorleistung, die Maschine ging aus. Zum Glück ging’s bergab – ich konnte noch ausrollen. Die letzten 1000 Meter ging es ohne Motorleistung weiter. Das einzig Gute: Hier gab es wieder Handyempfang. In den 180 km davor war das Netz tot. Immerhin gibt es entlang der Strecke immer wieder Nothaltesäulen und nette Menschen. Sorge das ich hier unbestimmt lange liegen bleiben würde habe ich nicht. Man grüßt sich, viele entgegenkommende Fahrer zeigen mir den Daumen hoch.
Am Rasthof angekommen, schaute ich mir die Maschine an. Äußerlich keine Schäden, alle Füllstände unauffällig. Beim Starten musste ich Gas geben, es klapperte ordentlich – vermutlich aus dem Zylinderkopf oder der Ansaugbrücke. Es war kurz vor 18 Uhr, bald wurde es dunkel.
Den Tankstelle angeschlossen gibt es eine Unterkunft argentinischen Automobilclub. Übernachten kann ich da zwar nicht, aber Zelten hinter dem Gebäude ist kein Problem – eine Fläche ist dafür vorbereitet, und Duschen und WCs stehen auch bereit. Ein paar Wohnmobile hatten sich bereits aufgereiht. Also wäre das schon mal klar.
Ich informierte meine Werkstatt in Puerto Madryn. Antwort: Ich werde eingesammelt, eine Wohnung wird für mich vorbereitet. Also doch kein Zelten.
Fünf Stunden später kommt der Sprinter an. Der Werkstattmeister, der am Morgen selbst den letzten Check gemacht hatte, ist mit an Bord – auch er weiß nicht weiter. Wir laden alles ein. Ich bekomme den Ehrenplatz neben meinem Moped auf der Ladefläche. Also bette ich mich auf meinen Klamotten und lese weiter in meinem Helge-Timmerberg-Roman. Von vorne dröhnen Elektrobeats, Zigarettenrauch zieht nach hinten. Mich stört’s nicht, gehört zum Programm – aber ein bisschen hatte ich mich schon auf das Campen gefreut.
Gegen halb drei nachts kommen wir irgendwo in Puerto Madryn an. Ein bekanntes Gesicht nimmt mich in Empfang. Ich beziehe meine nun vierte Unterkunft in dieser Stadt.
Am nächsten Morgen erkenne ich dann: Irgendwie bin ich doch am Ziel. Ich wollte ja zum Perito-Moreno-Gletscher – und die Straße vor meiner Tür heißt Perito Moreno. Ironie?
Nachmittags in der Werkstatt: Meine MT steht auf der Hebebühne. Ich hatte den Schlüssel noch in der Tasche – also wird der Motor gestartet. Alle schauen gespannt, dann runzeln sich die Stirnen: Die Geräusche aus dem Motor gefallen niemandem.
Ein kleiner Lichtblick bleibt: Wahrscheinlich müssen keine Teile bestellt werden. Aber abwarten.
Ich lasse mir die Laune trotzdem nicht verderben. Der Meister meint: „Du hast immer gute Laune.“ – Stimmt. Den Schaden habe ich so oder so, dann lieber mit ein bisschen Humor als mit Frust. Ich reiße ein paar Sprüche und überlasse den Jungs die Arbeit.
So fülle ich nun meine sechste Woche in Puerto Madryn. Die Zeit spielt leider gegen mich. Im Süden wird es winterlich – in den Hotspots schneit es bereits. Und ich habe noch 40 Tage, bis ich Argentinien verlassen muss, um mein Visum zu erneuern. Das will ich nicht auf den letzten Drücker machen. Den Norden will ich schließlich auch noch sehen.


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