Logbuch #12 – San Pedro de Atacama und Geysire del Ratio

Logbuch #12 – San Pedro de Atacama und Geysire del Ratio

📍San Pedro de Atacama –📍Geysire del Tatio –📍Calama

Nach dem Frühstück in Jama rollte ich zur Grenze. Dokumente, Taschenkontrolle, ein wenig Warten – unspektakulär, und schon war ich in Chile. Auf der Ruta 27 lag gleich ein erstes Highlight: die Salar de Loyoques, wo Flamingos im Wasser standen. Ich machte Fotos, kämpfte aber gleichzeitig mit dem Wind, der mein Motorrad fast umwarf. Mehrmals musste ich sprinten, um es festzuhalten. Kaum zu glauben, dass mir dort Radreisende entgegenkamen – für sie müssen Wind und Höhe eine echte Tortur gewesen sein.

Die Strecke führte weiter über den Sattel Portezuelo de Paranal (4.831 m). Lagunen, Tiere, Flamingos – atemberaubend. Doch der Wind war so stark, dass ich bald keine Stopps mehr machte. Am Nachmittag erreichte ich San Pedro de Atacama – eine Oase nach Staub, Wind und Höhe. Dank Coca-Blättern hatte ich keine Probleme mit der Höhe.

Am Stadtrand hatte ich mir einen kleinen Wohnwagen mit Bad gemietet. Domingo und seine Familie nahmen mich herzlich auf. Am Abend fuhr ich per Anhalter mit Hector, einem Einheimischen, ins Zentrum. Zuerst ging es zum Supermarkt und später ins Familienrestaurant Las Delicias de Carmen, wo ich das Abendmenü genoss.

Die nächsten Tage ließ ich es ruhiger angehen: morgens in der Sonne mit Kaffee und Laptop, abends zog es mich hinaus zu den Sternen, hierfür ist San Pedro de Atacama auch bekannt. Wegen der wenigen Lichtverschmutzung gibt es in der Nähe auch große Teleskope. Domingo und Hector hatten mir geraten, keine Tour zu buchen, sondern mit dem Motorrad einfach aus der Stadt hinauszufahren. Genau richtig: Ich wollte Zeit haben, meine Kamera einzustellen und ohne Trubel um mich den Himmel fotografieren.

Zum Neumond war der Himmel pechschwarz, ohne Streulicht. Am Mirador Likan baute ich mein Stativ auf – nur fehlte mir ein Adapter, den ich kurzerhand mit Kabelbindern ersetzte. Ich fotografierte, bis es zu kalt wurde, und bearbeitete später im Wohnwagen die ersten Bilder.

Am Sonntag fuhr ich wieder per Anhalter ins Zentrum, aß in einem Restaurant an der Caracoles – der Hauptstraße voller Souvenirläden, Tourbüros und Restaurants – in der Sonne machte der Ort einen guten Eindruck. Auf dem Marktplatz gesäumt von der Polizei, der Stadtverwaltung und einer interessanten Kirche genoß ich noch einen Kaffee. Am Abend suchte ich erneut einen Platz am Stadtrand für Sternenaufnahmen, diesmal zu Fuß, nicht weit von meiner Unterkunft.

Am Montag packte ich eigentlich schon meine Sachen, als im Nachbarapartment eine Zürcherin ankam, die gerade ihre große Tour begann. Wir redeten stundenlang und gingen gemeinsam ins Las Delicias de Carmen essen.

Dann war es Zeit, zu den Geysiren del Tatio aufzubrechen. Ich kam mit der letzten Wärme der Sonne auf über 4.200m an und wollte dort zelten – doch die Mitarbeiter des Naturschutzgebiets boten mir eine einfache Hütte an. Zum Glück: Nach Sonnenuntergang wurde es extrem kalt. Drinnen sank die Temperatur auf –7 °C, draußen zeigte mein Thermometer nur noch low. Ich hielt es nicht lange draußen aus, aber der Sternenhimmel war unglaublich.

Um sechs Uhr morgens kam der Trubel: Busse und Mietwagen strömten in Scharen hinein. Ich packte mein gefrorenes Gepäck zusammen – froh, dass mein Motorrad überhaupt ansprang. Die Wassertemperatur zeigte –11 °C an.

Unten im Geysirfeld war es eisig, doch als die Sonne herauskam, taute nicht nur das Tal auf, sondern auch ich. Beeindruckend, wie der Dampf über dem kochenden Wasser aufstieg – nur morgens sichtbar durch den starken Temperaturunterschied. Die Geysire sprudelten und schossen in die Höhe, ein faszinierendes Naturschauspiel.Gleichzeitig hatte ich nicht mit so vielen Menschen gerechnet – die Menschenmassen nahmen der Stimmung etwas von ihrer Magie.

Ein Thermalbad hätte die Kälte perfekt ausgeglichen, doch das war leider geschlossen. Schade, das hätte ich wirklich gut gebrauchen können.

Danach ging es nach Calama – eine Stadt, die ganz im Zeichen der größten Kupfermine der Welt steht. Schon von weitem sieht man die Abraumhalden, auf denen sich riesige Muldenkipper mit vier Meter hohen Reifen wie winzige Punkte bewegen. Die Mine selbst sah ich nicht direkt, obwohl ich daran vorbeifuhr, doch die Dimensionen prägen die gesamte Region.

Eigentlich hatte ich dort Reifen bestellt, doch sie waren nicht angekommen. Immerhin bekam ich mein Geld zurück und ließ die Hinterbremse entlüften, die tagsüber komplett ausgefallen war. In Calama bleiben wollte ich nicht – die Stadt lebt von der Mine: Industrie, Lastwagen, Geschäftigkeit. Für mich kein Ort zum Verweilen. So fuhr ich weiter zur Küste.

Nach Sonnenuntergang rollte ich in Tocopilla ein. Auch hier ist die Nähe zur Mine spürbar: unzählige LKWs transportieren Kupfersulfat zum Hafen. Die Stadt wirkte am Abend zunächst nicht einladend – Hafen, Casinos, Nachtclubs, viel Betrieb. Aber ich war froh, ein Hotel gefunden zu haben. Erschöpft von der kalten Nacht zuvor und der langen Fahrt schlief ich früh ein.

Am nächsten Morgen gefiel mir Tocopilla schon deutlich besser …


3 Antworten zu „Logbuch #12 – San Pedro de Atacama und Geysire del Ratio“

  1. Avatar von Flix
    Flix

    Gibt es da auch Bademeister im Thermalbad die mit einem schimpfen wenn man vom
    Beckenrand springt? 😅🫣

    1. Avatar von Jan

      Bestimmt 😂 – war ja leider außer Betrieb, sonst hätte ich es natürlich für dich testen können 😉

      1. Avatar von Flix
        Flix

        🤣👍🏻

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